31.03.11

Nachts sind alle Roten und Grünen grau

Heute im Politikteil der ZEIT: mein Gedicht "Stromausfall im Bundestag".
Ich bin erfreut und aufgeregt. Da sind plötzlich so viele potentielle Leser, während ich mit dem Fahrrad in die Arbeit fahre. Während ich an einer roten Ampel stehe. Während ich an einen kommenden Urlaub denke. Während ich mit einer Rentnerin Vogelfutter kaufe. Während ich in einer Behörde sitze, um mit jemandem Sozialhilfeleistungen zu beantragen. Während ich im Toilettenspiegel mein gerötetes Gesicht ansehe. Während ich Gemüse kaufe. Und so weiter.
Das Gedicht ist ein Merkel-Gedicht und sie ist immer noch Bundeskanzlerin, während ich das Gemüse esse.

12.03.11

Ergänzung

Ein Album aus 2010, das ich auch sehr mag: "Holon : Hiberno" von The Hirsch Effekt. Auf zwei Songs wurden Textfragmente von mir verwendet. Darüber freue ich mich immer noch sehr und denke mit glühendem Herzen an das Konzert vor einem Jahr zurück und an die schönen einleitenden Worte von Nils vor "Epistel/Calmo". Der andere Song mit worten Worten von mir ist folgender:


11.03.11

Einiges im Blocksatz zusammengefasst

Die durchgehende Kleinschreibung führte nicht mehr weiter. Darum schreib ich jetzt ein Wort wie Wort nicht mehr wort, sondern Wort. Auch in Gedichten, die Wörter. Und ich esse keine Tiere mehr seit Jahresbeginn. Das war kein guter Vorsatz, das war eine Notwendigkeit. Letzten Anstoß gab das Buch von Karen Duve, das ich nur wärmstens empfehlen kann. Es ist spannend zu lesen und lässt einen nicht kalt. Im Nachhinein ist es mir fast ein bisschen unangenehm, dass ich nicht früher und selbständig über meine Essgewohnheiten nachgedacht habe (ich hab schon mal ca. ein Jahr lang kein Fleisch gegessen, aber die Gründe waren eher oberflächlich). Nach einer Woche Vegetarierdasein entschied ich mich dann, fortan vegan zu leben. Und was soll ich sagen? Käse ist manchmal wie Sex, sehr verlockend. Aber man kann glücklicherweise auch Sex haben, ohne dass Tiere leiden müssen. Es geht hervorragend und das Essen danach ist köstlich. Ich kann es nur lobpreisen, das vegane Leben. Vegetarismus hingegen würde ich fast verlangen wollen (wenn ich vor sechs Wochen etwas darüber geschrieben hätte, dann wäre das wesentlich missionarischer geworden, so verlange ich das einfach nur nüchtern und sachlich von euch denkenden Menschen). Was anderes: Das beste Album des letzten Jahres war für mich "Hurra! Hurra! So nicht." von Gisbert zu Knyphausen ("Die Welt ist gräßlich und wunderschön", "Gegen Fernweh hilft nur das Heimweh, das rufe ich und renne los" etc.). Wollte ich mal loswerden, ohne gleich eine ganze Liste mit Alben hinzuschreiben, dieses eine reicht. Ansonsten Mendelssohn. Und Beethoven, meine Güte. Und zwar unter dem Dirigat von Otto Klemperer. 1990, Heavy Metal war meine Frisur und meine Musik, kam mein Neffe auf die Welt, mein Vater kam aus dem Krankenhaus und brachte mir die erste Ausgabe von "Große Komponisten und ihre Werke" mit, das war eine Heftreihe samt CD mit Meilensteinen der klassischen Musik. Die genannte Ausgabe widmete sich der Fünften Sinfonie von Ludwig van Beethoven, gespielt von den Wiener Symphonikern unter Otto Klemperer. Ich verliebte mich. In den letzten Jahren hörte ich überwiegend Bach und Dvořák, mein Neffe wurde erwachsen und trinkt jetzt gerne Bier. Dann war ich vor ein paar Wochen in der Laeiszhalle und u.a. wurde da Beethovens drittes Klavierkonzert gegeben, das mich sehr packte und ich kaufte mir mehrere Versionen der Klavierkonzerte und schließlich auch einige Gesamtausgaben der Sinfonien. Schlussendlich suchte mich der alte Klemperersound heim und ich fühlte mich zuhause (nur die Haare wachsen nicht mehr so). Das ist ja eine Wissenschaft für sich, welche Dirigenten für bestimmte Stücke die besten sind, ich lese das sehr gern in Klassikforen wie diesem, auch wenn das alles nicht wirklich in Allgemeingültigkeit übersetzt werden kann. Ich übersetze meine Person jetzt in einen schönen von Freitag-auf-Samstag-Schlaf und komponiere darin eine Melodie für den Weltfrieden.

01.03.11

Zu gut, den Berg nicht zu bezwingen

"Mit ihm kann man Pferde stehlen. Seine Pferde."
(Matthias Geis und Bernd Ulrich, DIE ZEIT, 24.02.2011)


Sie wissen doch, die Zeit heilt alle Kunden
die unzufrieden sind mit Wunderheilern, stapeln Sie

sämtliche Lorbeerkränze auf Ihr Kopfzerbrechen
so hoch wie alle Luftsprünge aller Lottogewinner aller Zeiten zusammen

nehmen Sie deren Schmerztabletten ein
und wenn Sie wieder landen, ziehen Sie das Clark Kent-Kostüm aus

lassen Sie CDs mit Ihrem Zähneknirschen brennen
wie einen Scheiterhaufen und kinnladen Sie sich den Mund herunter

bis zum Adelsgeschlecht, um sich fortzupflanzen
im festen Glauben an die eigene Stärke, um Himmels willen

nehmen Sie nicht ernst, was andere sagen, die zitieren doch nur
andere und somit sich selbst

Pferdedieb ist kein akademischer Grad, ein Sündenbock aber
raubt Ihnen den gerechten Schlaf, stahl

sich unverrichteter Dinge davon
ein paar Stunden und den einen großen Traum: Ich

werde sein, was noch keiner gewesen ist, nicht Doktor
und auch nicht Patient

ich werde regieren: werde mich in Zukunft beherrschen können

 
Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de