16.11.15

Aus den Wäldern

„Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten“ (J. W. v. Goethe)


Paris ist aus der Stadt hinaus aufs Land gefahren
um die Abschaffung des Lebens zu überdenken

unterdessen wurde der Welt vom Krieg der Mensch erklärt
manche nahmen den Ernst und fällten ihn wie einen Baum

sie stahlen den Himmel über der Krone
und spannten ihn über ihre leere Brust

in den Manteltaschen Blut für die schlechtesten Zeiten
in den Köpfen der Vorteil, kein Mensch sein zu müssen

Markus Söder wollte ebenfalls kommen, rief dann aber an
dass er sich verspäte, weil man ihn auch umgebracht habe

doch es gebe eine bessere Lösung, jubilierte er, er bringe
sie mit. ich saß vor dem Fernseher, schaltete den Ton aus

betrachtete Köpfe ohne den Schrei nach Gerechtigkeit in ihren Mündern
ich lieh ihnen meine Stimme, so konnten sie nur über mich etwas sagen

das, was ich dachte, da ich die Menschheit selbst nicht mehr verstand
so gab ich zu, dass ich nur noch halb war: halb froh und halb lebendig

halb erregt und halb verschlossen. ich erwähnte freimütig
dass ich selbst vom Tod abstammte. dann sagte ich: Paris

du bist mein Ohr, in das ich jetzt flüstere: Schlafe gut
in diesem Nachtzug, der nun zurückfährt in dein Land

in dem fortan alles und jeder hell erleuchtet sein wird, schlafe
auch du gut, Menschheit, Erfindung der Menschheit, ruhe aus


20.08.15

16.04.15

Der Schönheit des unsichtbaren Fuchses vertraue

Bevor ich nach Wien fliege, tue ich Euch noch einen Reisengefallen Riesengefallen. Ich befehle Euch etwas. Nämlich:
Lest Ulrich Koch! "Ich im Bus im Bauch des Wals".

"Koreanische Apnoetaucherinnen, die vor Jeju nach den Tränen ihrer Töchter tauchen" und andere Schönheiten.

06.04.15

16.03.15

Geschlechtsverkehr in der Literatur #4

""Ben?"
"Ja."
"Willst du mit mir schlafen?"
"Ja", sagte er. "Das will ich."
"Hier im Gras", sagte sie.
"Ja."
Sie blickte zu ihm hoch. Im Dunkeln waren ihre Augen sehr groß.
"Mach es so, daß es schön ist", sagte sie.
"Ich will's versuchen."
"Langsam", sagte sie. "Langsam. Ja..."
Sie wurden zu Schatten in der Dunkelheit.
"Ja", sagte er. "Oh, Susan.""

(Stephen King, Brennen muß Salem)

01.03.15

Für Frauen, nicht gegen Männer, für alle

Hier ein feministisches Gedicht, das in einer Tisch-und-Bett-Schreibwerkstatt, die ich mit Judith Sombray betreibe, entstanden ist.
Dieses Thema ("Feminismus", von mir gestellt) war anders, vielleicht schwieriger als andere ("Auto", "Lampe" etc.), aber es war auch erhellend (wie eine Lampe) und hat mich weitergebracht (wie ein Auto).
Hier also mein Gedicht zum Thema, Judiths ist auf ihrem Blog zu lesen.


Nach Diktat vereist

Weil die Nacht im Spiegel nicht zu sehen ist
ist das Gesicht darin nicht traurig genug
nur die Haare sind schwarz, aus dem Zimmer nebenan

kommt das Geräusch von kürzeren Geräuschen
die im Hals stecken geblieben sind, ein Diktat
Doppelpunkt wir sind männlich

Absatz mit freundlichen Grüßen
komm auf den Eisberg, wir werden Namen ausrufen
und vielleicht ist deiner darunter

während es in den Vorstädten bereits darauf schneit
Zwischenüberschrift: Gleichberechtigung
das ist ein Tag wie ein abstürzendes Flugzeug

düsteres Licht von weit oben, im Sorry Center nur leere Stühle
die dicken Frauen sind nicht zurückgekehrt, aber die dicken Männer
liegen auf den dünnen Männern, die dünneren Männer

rutschen zwischen die fiesen Männer, die fieseren Männer
schlagen auf die kleinen Männer ein, die kleineren Männer sehen auf
Frauen herab, wie Frauen nie an sich herabsehen, an heranwachsenden

Frauen, an halbstarken Frauen, an mächtigen Frauen
liegt es, die kleinsten Männer kennen nur die eigenen
Mütter von unten, aber auch ein schlechtes Haus hat Stockwerke

ein Irrtum wächst über die Jahre bis nach oben, sich selbst begattend
Herrenhäuser werden Hausherren von Hausherren vermacht
in stahlblauen Augen kein Gitter, kein Vorhang, himmlischer Ausblick

da ist noch Luft nach oben, durch das Einsaugen dieser
erhebt sich die Chefetage in den luftleeren Raum, diese Männer
sind aus Federkleid und Unmündigkeit geschlüpft, sind aus

auf vererbbare Frauen, auf Frauen aus klirrendem Glas
auf Frauen aus Vorzimmern, die zum Himmel stinken
und mal wieder rosa gestrichen werden müssten

mit noch freundlicheren Grüßen:
von einem Weibsbild sind regelmäßig Röntgenbilder zu machen
um zu kontrollieren, ob das Wesen darin sich verändert

14.01.15

Die Dummheit vor der Menschheit

Religion schützt die Menschen nicht
vor Dummheit, auch zwei Religionen schützen die Menschen nicht
vor Dummheit, drei Religionen schützen nicht einen einzigen Menschen
vor der Dummheit, auch wenn sie ihn umzingeln können
vier Religionen schützen nicht vor
fünf Religionen, fünf Religionen machen müde
sechs Religionen machen
lebensmüde, sieben Religionen machen Lebensmüde
zu Scharfschützen, Scharfschützen machen aus blutigem Ernst
eine Religion, die keine weitere neben sich duldet, acht Religionen
schützen die neunte Religion vor bösen Überraschungen, neun
Religionen sagen: Mensch, wir schützen dich
vor Dummheit, das kannst du ruhig glauben
gerne auch ganz laut, sprich hier hinein, bevor es blitzt
zehn Religionen hüten ihre Machtgeilheit wie eine Impotenz
elf Religionen schützen die Menschen nicht
vor den Menschen und zwölf Religionen schützen dann auch nicht mehr
die Dummheit vor der Menschheit

 
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