17.04.09

15.04.09

wochenlang auf dem rücken schlafen

diese wunde gibt gott einen namen
ich sehe nur nach oben, wochenlang

auf dem rücken liegend, fallen mir die haare aus

kommt meine oma nicht mehr von der kreuzfahrt heim

den stoffesel immer auf der brust
damit der kater sich nicht drauf legt und sie eindrückt

die stelle, die mich arbeitslos macht

ich puste und falte bücher, staple einen rücken

über den anderen, baue eine lektüre, die nicht nach draussen geht
wochenlang lege ich eine faust in die leere seite meines bettes

beobachte die katze, die sich vor dem kater hüten muss

aber trotzdem da liegt, wo sie es gerne hat mit schließenden augen

i'll follow you tonight

ich komme gerade vom anna ternheim-konzert im "uebel & gefährlich". und was soll ich sagen, nachdem ich gerade erst leonard cohen wie ein willenloser ministrant beweihräuchert habe.
naja, es gab einen schwächeren song bei anna ternheim. aber sonst? tolle band mit tollen sounds (cello, klimperkasten etc.) und darüber dieser gesang. ich habe ja die aktuelle cd. darauf kommt die stimme aber bei weitem nicht so zur geltung. klar tolle songs. aber. live schwebt diese stimme direkt über dem hals und bläst den kopf auf bis an die decke.
das wäre also ein fantastisches konzert gewesen. wenn die anderen menschen nicht gewesen wären. oder nicht so nah. oder sich nicht dauernd bewegt hätten. als ganzes. oder in karawanen durch das ganze hindurch. oder nicht mal da (genau wo ich stand) wieder den kopf reingereckt oder ihn dort (wo auch ich stand) durchgestreckt hätten. das kann ich alles nicht mehr so haben (ich hab manchmal den drang, in köpfe wie in äpfel zu beissen).
naja. anna ternheim. ich kann nichts machen. hier kein beleg für den tollen sound, kein beleg für einen wasserkopf, kein beleg für uebles, aber für gefährliches: für die wirkung von musik:


13.04.09

i'm your fan

"'ist das gott?', fragt meine freundin am telefon, als diese platte im hintergrund läuft. ja, das ist er."
-so beginnt tina manske ihre rezension von "leonard cohen - live in london".
und ich? ich wollte schon im oktober nach dem hamburg-konzert irgendwas schreiben, eine krankmeldung, ein testament. jetzt habe ich die london-dvd. vampirmusik, würde ich sagen. auf perserteppichen. und ich? ich möchte auch einfach einer von denen sein, die ihn loben und preisen. aber ich? ich bin doch eher sprachlos. seltsam war das, in dieser color line arena. ich stiefelte eine stunde lang herum und sang "i'm your man" vor mich hin. ich kaufte mir ein alsterwasser. das zu sieben achteln aus bier bestand und das ich nach einem achtel unter meinen stuhl schob. ich saß recht weit vorne. vor mir alte menschen. ich wartete und war nicht gut darin, sang immer nur die erste strophe. ich war ausgehöhlt, wusste nicht, was ich erwarten sollte, flüsterte immer noch, als die band schon auf der bühne stand. es konnte wohl losgehen, dachte ich und mir wurde bewusst, dass man sich auf so etwas schlecht vorbereiten kann (leonard cohen, das ist die musik meines lebens, sage ich gern). dann joggte er auf die bühne. und dann wurde einfach so "dance me to the end of love" aufgespielt. und ich war auch da. leonard cohen in lebensgröße. bei "ain't no cure for love" dachte ich: das ist so banal. dass es im selben raum passiert. dann gewöhnte ich mich, talentiert wie ich bin, an die tatsachen. und konnte es genießen, konnte es feiern, ihn erhalten. den größten popmusiker aller zeiten. was für eine qualität an diesem abend, merkte ich. was für eine tolle band, merkte ich. und songs, die solche höhen ausloten, dass man die dementsprechenden tiefen mit sich nach hause tragen muss, wenn man nur einen meter sechsundachtzig groß ist. und wenn man dann an sich runterschaut, sieht man, dass im keller noch licht brennt. natürlich standen leute im weg. im block neben mir ein fahrlehrer mit cowboystiefeln und ohrring, der nicht schön nicht im takt mit seinen absätzen klopfte, an stellen, an denen andere gern husten würden, weil sie ihr leben verwirkt haben. "the partisan" (tolles arrangement, bedauerlicherweise nicht auf der london-dvd) war so erhebend, alle standen auf und klatschten, mitten im konzert. cohen kriegte aber auch das hin. meine güte, er war so vornehm, so wohlerzogen, so gut, er spielte drei stunden, nahm seinen hut immer wieder und spielte immer wieder weiter. und einen schwachen song fand er nicht. und als die webb sisters "if it be your will" vortrugen, als könnten sie damit fliegen lernen, stand cohen im schatten, den hut vor der brust und flüsterte seine worte mit geschlossenen augen mit (sieht man leider auch nicht auf der dvd, obwohl ich mir sicher bin, dass er das in london auch gemacht hat). er, das verstand ich, verdiente sich selbst. und mich? alles, was ich hier schreibe, nervt mich (aber meine güte). wer noch? bevor jemand anderer so tut, als wäre cohen ihm wichtig, will ich der größte wichtigtuer der welt sein. und sagen, dass ich am nächsten tag im bett lag, als wäre ich krank. es war überall in mir. ich hatte ihn echt gesehen, merkte ich da endlich.


02.04.09

ich bin kein junger lyriker

naja, ich habe lyrikkritik schon niemals nicht auf einem ausgestreckten arm nach oben gehalten, um sie als wertgegenstand zu betrachten. der wert ergibt sich für mich aus der information, die ich daraus ziehen kann (etwas neues entdecken, auf etwas aufmerksam werden und selber gucken). den wissenschaftlichen ansatz bei lyrikrezensionen finde ich schlechter als den essayistischen, den ich wiederum schlechter finde als den persönlichen. am allerwenigsten schlecht finde ich den leidenschaftlichen zugang zu einem gedicht, einem lyrikband, einer anthologie.
nicht gut finden kann ich die heute im poetenladen veröffentlichte „polemik“ von alexander nitzberg zu „lyrik von jetzt zwei“. dabei geht es mir weniger darum, dass ich persönlich schlecht wegkomme (nebenbei bemerkt: bislang war ich eher ein günstling der rezensenten des buchs). mir geht es um die grundthese am anfang von nitzbergs ausführungen: junge lyrik ist vielleicht auch „unreif, schülerhaft und grün“, sagt er da als option (was an sich schon eine so doofe verallgemeinerung auf einem so unglaublich kleinen nenner darstellt, dass es mich wundert, dass der nitzberg seine rezension nicht mit den worten beginnt: heute wollen wir mal die junge lyrik betrachten, liebe freunde). okay, junge lyrik kann auch unreif, schülerhaft und grün sein. meint herr nitzberg. das will er dann nach ein paar diplomarbeitssätzen belegen, tut es aber nicht tatsächlich, schafft es nicht, nicht die chance eines hauchs. nitzberg erweist sich in meinen augen als verbohrter abc-schütze, der seine eigene beschränktheit (an sich keine schlimme sache, die subjektive lesart eben, persönliche vorlieben) als überführung hinstellt (dadurch wirds dann aber doch schlimm). oder er reißt einzelne sätze aus dem zusammenhang und stellt sie als beleg für seinen willen hin (da wirds dann lächerlich).
aber er hat sich durchaus mühe gegeben, der alex. er findet ein paar gute sätze wie z.b.: „im traum mich der bock noch immer / gegen den maschendrahtzaun rammt“ oder „sie gehn im gleichschritt und der gleichschritt macht sie schön“.
und nun? nun machen alle weiter wie vorher. herr alexander nitzberg ja vielleicht mit solchen versen: „als ein furchtloser schwimmer /sprang ich herab vom fels / in den flutenden schimmer
/ deines fells!“ (ebenfalls im poetenladen zu finden, wo man aber durchaus auch tolle entdeckungen machen kann).


 
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